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Harris schlägt Trump im TV-Duell

Harris schlägt Trump im TV-Duell

by host

US-Politik für Sie entschlüsselt. Jeden Tag in Ihrem Postfach.

von JAKOB HANKE VELA

Mit CARLOTTA DIEDERICH

— TV-DUELL: Donald Trump war gegen Kamala Harris die meiste Zeit in der Defensive, tappte in die Ego-Falle. Dann gab auch noch eine der berühmtesten US-Stars ihre Unterstützung für die Demokraten bekannt.  

— AUSSENPOLITIK: Trump will einen „Deal“ mit Putin, um den Ukraine-Krieg sofort zu beenden. Harris warnt, Trump lasse sich von Diktatoren manipulieren. 

—ENERGIE UND KLIMA: Beide wollen weiterhin Öl und Gas fördern, auch mit Fracking. Trump behauptet, Deutschland scheitere in Sachen Erneuerbare Energien. 

— ELFTER SEPTEMBER: Nach einer kurzen Nacht geht es für die Präsidentschaftskandidaten heute um das Gedenken an die Anschläge vom 11. September.

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WORÜBER WASHINGTON SPRICHT

HARRIS SCHLÄGT TRUMP: Erleichterung unter den Demokraten, Sorge bei den Republikanern. Kamala Harris hat gestern Nacht im TV-Duell gegen Donald Trump überzeugt.

Mit gezielten Attacken versuchte Kamala Harris ab der ersten Minute der Debatte, Donald Trump aus der Fassung zu bringen. Und Trump ging ihr immer wieder in die Falle.

Etwa zwanzig Minuten lang schaffte Trump es, sich zusammenzureißen. Doch als Harris sagte, selbst Trumps Fans würden seine Wahlveranstaltungen „aus Erschöpfung und Langeweile“ vorzeitig verlassen, konnte Trump sich nicht mehr vor seinem gekränkten Ego retten. 

Die Strategie ging auf: „Die Leute verlassen meine Kundgebungen nicht“, schoss er eingeschnappt zurück. Von da an ging es für Trump bergab. Er schlug verbal um sich, stritt mit den Moderatoren, als diese seine falschen Aussagen korrigierten, beleidigte Harris — die immer gelassener grinste. 

Wie auf Knopfdruck schaffe Harris es immer wieder während des 90 Minuten langen Duells, Trump zu provozieren. Trump habe Chaos hinterlassen, sein eigenes Team glaube nicht an ihn, er denke nur an sich, habe das Militär beleidigt, andere Staatschefs würden über ihn lachen. 

Trump war in der Defensive, reagierte oft mit wirren Äußerungen, wurde wütend — genau das, was sein Team unbedingt vermeiden wollte.

Lautes Lachen kam im Publikum beim Live-Viewing in Washington DC auf, als Trump ernsthaft behauptete, Ausländer würden Haustiere stehlen, um diese zu verspeisen. „Sie essen die Hunde auf, diese Menschen, die hierher kommen, sie essen die Katzen.“

Vorwärts, nicht zurück: Mehrmals brachte Harris dieses Motiv. Donald Trump stehe für „Spaltung“, für „Hass“, „immer wieder dieselbe alte Leier“, die „Amerikaner wollen nicht dahin zurück, sie werden nicht dahin zurück gehen“. Sie hingegen werde „ein neues Kapitel aufschlagen“.  

Trumps einfache Strategie — Angst vor Einwanderung: Immer wieder behauptete Trump, über die Grenze kämen Mörder und die Demokraten würden nichts dagegen unternehmen — auch bei Fragen, die nichts mit dem Thema zu tun hatten. 

FACT-CHECKING: Fünfmal korrigierten die Moderatoren offensichtlich falsche Behauptungen Trumps. 

Der ersten große Punkt kam beim Thema Abtreibung. Trump behauptete, dass Harris’ Vize-Kandidat, Tim Walz, Abtreibung bis in den neunten Schwangerschaftsmonat erlauben wolle. „Er sagt auch, Hinrichtung nach der Geburt. Es ist Hinrichtung, nicht mehr Abtreibung, weil das Baby geboren ist.“ 

Die Moderatorin korrigierte ihn, dass es in allen Staaten in den USA verboten sei, Babys nach der Geburt zu töten.

Harris wandte sich daraufhin ruhig und direkt in die Kamera: Sie habe bereits gewarnt, dass Trump lügen würde. Die Politik der Republikaner gefährde Frauenleben. „Weder die Regierung, und ganz sicher nicht Donald Trump“ sollten einer Frau vorschreiben, was sie mit ihrem Körper zu tun habe.

Katzen und Hunde: Auch Trumps falsche Behauptung, Migranten aus Haiti würden in Springfield und anderen Städten Haustiere stehlen und verspeisen, korrigierten die Moderatoren.  

Trump widersprach, er habe es im Fernsehen gesehen. 

Wahlbetrug: Auch auf Trumps Behauptung, die Wahl 2020 sei „gestohlen worden“ und Joe Biden habe eigentlich verloren, reagierten die Moderatoren mit einer Richtigstellung.

NACH DEM DUELL schrieb das Team von Kamala Harris auf X, dass sie bereit sei für eine zweite Debatte. Trump antwortete, dass er darüber nachdenke und Harris das nur wolle, weil sie das erste Duell gerade verloren habe. 

RUSSLAND-UKRAINE: Trump versprach, er würde, wenn er die Wahl gewinnt, den Krieg in der Ukraine sofort beenden, noch vor seiner Amtseinführung. 

Deal mit Putin: „Ich denke, es ist im besten Interesse der USA, diesen Krieg zu beenden und es einfach hinter uns zu bringen, okay? Einen Deal machen“, so Trump auf die Frage, ob die Ukraine ihren Verteidigungskrieg gewinnen soll. 

Zweimal wich Trump der Frage aus, ob es im Interesse der USA ist, dass die Ukraine siegt. „Ich möchte, dass der Krieg aufhört. Ich möchte Leben retten.“ 

Harris warnte davor, dass, wenn Donald Trump Präsident wäre, Putin jetzt schon in Kyjiw sitzen würde. 

Warum sagen Sie den 800.000 polnischen Amerikanern hier in Pennsylvania nicht, wie schnell Sie aufgeben würden und was Sie für eine Freundschaft mit einem bekannten Diktator pflegen, der Sie zum Mittagessen verspeisen würde.”

Außerdem behauptete Trump wieder, dass der Konflikt mit ihm als Präsidenten niemals stattgefunden hätte und Putin in den vier Jahren, in denen Donald Trump Präsident war, kein Interesse an der Ukraine gehabt habe. 

Das stimmt nicht ganz, weil Putin die Krim bereits 2014 annektiert hat. Trump kann aber zu Recht darauf hinweisen, dass Putin während seiner Präsidentschaft keine weiteren Gebiete in der Ukraine erobert hat. 

CHINA: Einig waren Trump und Harris sich darin, dass Peking in die Grenzen gewiesen werden muss. 

Wettlauf gegen Peking gewinnen: „Unsere Politik gegenüber China sollte darauf ausgerichtet sein, dass die Vereinigten Staaten von Amerika den Wettbewerb des 21. Jahrhundert gewinnen​​“, so Harris.

AI und Quantencomputer: „Das bedeutet… dass wir uns auf die Beziehungen mit unseren Verbündeten konzentrieren, dass wir uns auf Investitionen in amerikanische Technologie konzentrieren, damit wir das Rennen bei der künstlichen Intelligenz und Quantencomputing gewinnen, und dass wir uns darauf konzentrieren, was wir tun müssen, um Amerikas Arbeitskräfte zu unterstützen.“

Trump argumentierte, nicht zu Unrecht, dass er als erster Zölle gegen China erhoben hatte, die Demokraten dagegen Freihandel wollten.

„Sie hat sich meiner Philosophie angeschlossen. Ich wollte ihr sogar einen MAGA-Hut schicken. Aber wenn sie jemals gewählt würde, würde sie sie ändern. Sie ist eine Marxistin. Jeder weiß, dass sie eine Marxistin ist.“

ISRAEL-GAZA: Trump behauptete fälschlicherweise, Harris habe sich geweigert, den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu bei seinem Besuch in Washington im Juli zu treffen, weil sie lieber an einer Verbindungsparty teilnehmen wollte. Harris nahm nicht an der gemeinsamen Sitzung im Kongress teil, sondern traf sich allein mit Netanjahu.

INHALTLICH GING ES AUCH UM ENERGIEPOLITIK: Trump und Harris wollen beide weiterhin Erdgas-Fracking erlauben — Trump warf Harris vor, dass sie früher dagegen war.

Mehrmals brachte Trump Deutschland ins Spiel — als schlechtes Beispiel. Biden habe Deutschland erlaubt, die Nord Stream Pipeline zu bauen, Europa damit abhängiger von Russland gemacht.

Außerdem habe Deutschland versucht, erneuerbare Energien auszubauen und weniger fossile Brennstoffe zu nutzen, sei aber damit gescheitert. „Innerhalb eines Jahres wurde wieder mit dem Bau normaler Kraftwerke begonnen.“

STEUERN: Zu Beginn der Debatte ging es direkt um das für die Amerikaner aktuell wichtigste Wahl-Thema, die Wirtschaft. Harris wiederholte ihr Versprechen, Start-Ups, die das Rückgrat der amerikanischen Wirtschaft seien, 50.000 Dollar ihrer Kosten zu erstatten.

ZÖLLE: Trump verteidigte sein jüngstes Versprechen, pauschale zusätzliche Zölle von bis zu 20 Prozent auf alle importierte Waren zu erheben. Zudem will Trump Zölle von 60 bis 100 Prozent auf chinesische Waren. 

Trump fragte Harris, warum die Biden-Regierung seine Zölle gegen China denn nie abgeschafft habe, wenn sie gegen sie sei. „Das können sie nicht, es würde alles zerstören, was sie sich vorgenommen haben“, sagte er.

Zusätzlich zur Beibehaltung der meisten Zölle von Trump hat die Regierung im Mai die Zölle auf chinesische Waren im Wert von 18 Milliarden Dollar erhöht, darunter Halbleiter und Elektrofahrzeuge. 

Harris erwiderte, Trump habe „uns an China verkauft“, dass die Trump-Regierung zu einem der höchsten Handelsdefizite in der amerikanischen Geschichte geführt habe und dass er amerikanische Chips an China verkauft habe, um China zu helfen, ihr Militär zu verbessern.

9/11-GEDENKEN: Nach dem Duell ist immer noch vor der Wahl — heute geht es für Harris und Trump gleich weiter. 

Heute jähren sich die Terror-Anschläge vom 11. September in den USA zum 23. Mal. Kamala Harris und Joe Biden werden an Gedenkveranstaltungen in New York, Pennsylvania und auf dem Soldatenfriedhof in Arlington teilnehmen. Trump will an einer Veranstaltung in New York teilnehmen.

WORÜBER WASHINGTON SONST NOCH SPRICHT

SWIFT FOR KAMALA: Direkt nach der Debatte hat Taylor Swift, die erfolgreichste Musikerin der Welt, ihr Schweigen gebrochen und sich hinter die demokratische Kandidatin gestellt.

Für die Republikaner ist das ein weiterer GAU, Swift hat allein auf Instagram 283 Million Follower und ist auch unter vielen konservativen und ländlichen Wählern sehr beliebt. Trump hatte im Vorfeld in sozialen Medien behauptet, Swift sei für ihn. 

Das war DC Decoded — das Amerika Briefing von POLITICO. Vielen Dank, dass Sie uns lesen und abonnieren. Bis zur nächsten Ausgabe!

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